Sport und Inklusion
Das Fachmagazin ORIENTIERUNG widmet sich in der Ausgabe 4/25 dem Schwerpunktthema "Sport und Inklusion". Es finden sich spannende Beiträge aus der Wissenschaft und der Praxis. Das Fachmagazin erscheint auch als ePaper (Orientierung 4/25).
Mein kurzer Essay zum Thema, der als Editorial erschienen ist, findet sich im Folgenden.
Sport gilt als Inbegriff von Gesundheit, Fairness und Gemeinschaft. Eine Selbstverständlichkeit, die selten hinterfragt wird. Doch gerade in dieser Verehrung steckt eine bittere Wahrheit: Sport ist häufig kein Ort der Inklusion, sondern der Ausgrenzung. Nicht alle sind willkommen, nicht alle können mithalten. Leistungsfähigkeit bestimmt oft, wer dazugehört.
Wer körperlich, psychisch oder organisatorisch eingeschränkt ist, bleibt rasch außen vor – besonders Menschen mit Behinderungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlende barrierefreie Infrastruktur, fehlende Qualifikation der Übungsleitenden im Bereich Inklusion, organisatorische Unsicherheiten und Haftungsfragen sowie finanzielle Restriktionen. Diese Faktoren bilden unsichtbare Barrieren, oft getarnt durch wohlmeinende Erklärungen.
Und dennoch lohnt es, den Sport als Raum der Inklusion zu bewahren. Anders als in vielen Lebensbereichen ist Sport oft zweckfrei: Man spielt, weil man spielt. Genau darin liegt seine Kraft. In der gemeinsamen Bewegung verliert die Unterscheidung zwischen „hilfsbedürftig“ und „leistungsfähig“ an Bedeutung. Entscheidend sind das Dabeisein, das Zusammenspiel, der geteilte Rhythmus.
Sport ist kein sanfter Ort. Er fordert, überfordert, lässt stolpern, straucheln, scheitern. Manche Denker haben sich deshalb über körperliche Anstrengungen mokiert: Das Leben sei ohnehin schon schwer genug, warum es durch Sport noch erschweren? Doch gerade in dieser Herausforderung liegt eine Wahrheit: Wer spielt, verlässt den Zuschauerraum des Lebens. Er wird Akteur, auch wenn er verliert. Vielleicht ist das die wahre Gesundheit, die Sport schenkt.
Inklusion im Sport ist mehr als ein pädagogisches Programm. Sie ist eine Frage demokratischer Kultur: Wer gehört dazu, wer bestimmt die Regeln, wer darf mitspielen? Politische Konsequenz ist nötig, um diese Fragen ehrlich zu beantworten. Mit Fördermitteln, Qualifizierungsangeboten, barrierefreie Räumen. Doch vor allem braucht es eine Haltung, die nicht fragt „Was fehlt dir?“, sondern „Was bringst du mit?“ Inklusion beginnt dort, wo Fair Play mehr bedeutet als Regelkonformität – nämlich echte Teilhabe.