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August 2025

Stefan Kühls Buch „Führung und Gefolgschaft“ (Suhrkamp 2025) beleuchtet, wie Managementkonzepte im Laufe der Geschichte kommen und gehen und dabei immer wieder an die grundlegenden Prinzipien der Organisation und der Führung anknüpfen. Anhand des Harzburger Modells zeigt Kühl, wie sich Führungstheorien im Nachkriegsdeutschland entwickelten. Er arbeitet eine überraschende Nicht-Verbindung zum Nationalsozialismus heraus, obwohl der Verfasser des Harzburger Modells einer der Chefideologen der Nazis war. In dieser Studie geht es um mehr als nur historisch-soziologische Analysen: Kühl fordert uns heraus, aktuelle Managementtrends kritisch zu hinterfragen. Ein spannender Beitrag zur Diskussion über Sinnorientierung und Gemeinschaft in Organisationen und in Führungsansätzen.

© istock/jacoblund

Dürfen gemeinnützige Organisationen politisch sein – oder müssen sie es sogar? Diese Frage ist längst keine theoretische mehr. In einer Zeit, in der zivilgesellschaftliches Engagement zunehmend unter politischen Rechtfertigungsdruck gerät, wird auch das Selbstverständnis sozialwirtschaftlicher Träger auf die Probe gestellt. Besonders in der Eingliederungshilfe, wo es um Teilhabe, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit geht, kann politische Zurückhaltung schnell zur Selbstverleugnung werden. Doch wer sich äußert, wer Haltung zeigt, riskiert heute mehr denn je: den Vorwurf der Parteilichkeit, die Drohung mit Entzug der Gemeinnützigkeit – und nicht selten eine mediale oder parlamentarische Schmutzkampagne. Der folgende Kommentar stellt sich gegen den Versuch, kritische Stimmen mundtot zu machen, und plädiert für eine selbstbewusste Zivilgesellschaft, die sich nicht auf das bloße „Leisten“ beschränkt, sondern ihre Verantwortung für die demokratische Kultur ernst nimmt.

Der Kommentar ist zuerst im Fachmagazin ORIENTIERUNG 3/2025 (S. 43-44) erschienen.